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CDR-Award: Die Shortlist zeigt die Bandbreite von digitaler Verantwortung   

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Auf die Shortlist des CDR-Awards hat die prominent besetzte Jury 15 Projekte gesetzt. Sie stehen zum einen für Corporate Digital Responsibility im Umfeld von Künstlicher Intelligenz und Daten. Die eingereichten CDR-Cases von Konzernen, Unternehmen und Nachhaltigkeits-Startups verdeutlichen jedoch eine deutlich größere Bandbreite, um digitale Verantwortung zu zeigen. Prämiert werden die besten Projekte im Rahmen der begleitenden CDR-Fachkonferenz am 28. Juni in München. Einblicke in die aktuellen Ergebnisse gibt Dr. Moritz Holzgraefe, Vizepräsident des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft.

Unternehmen und Organisationen übernehmen zunehmend eine übergeordnete gesellschaftliche Verantwortung und richten ihre digitalen Aktivitäten danach aus. Das verdeutlichen die eingereichten Cases des CDR-Awards: „CDR hat sich in den Unternehmen definitiv sowohl in Breite als auch in Substanz weiterentwickelt. Es geht nicht mehr nur um einzelnen Leuchtturmprojekte, digitale Verantwortung ist nun auch verstärkt in Unternehmensstrukturen verankert. Gute Cases, die viel konkreten Impact und Output aufweisen, zeichnen sich als integraler Bestandteil von Unternehmensprozessen aus und erfahren auch konsequente Management-Attention“, sagt Jurypräsident Jakob Wößner (Weleda).

Die diesjährigen Cases nehmen verstärkt die Verantwortung für die Umwelt, das soziale Miteinander und die Nachhaltigkeit für zukünftige Generationen in den Fokus. Dies zeigt sich in Projekten, die sich mit dem verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und datenbasierten Anwendungen für eine umweltschonende Nutzung von Energie oder Ressourcen beschäftigen. Ebenso gehören Projekte wie Lernplattformen für nachhaltiges Handeln zum CDR-Repertoire, genauso wie Leitlinien zum verantwortungsvollen Umgang mit Daten und zur Datensicherheit sowie Cybersecurity. Diese Vielfalt spiegelt sich in der Shortlist des CDR-Awards wider, der am 28. Juni zum zweiten Mal vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V. und Bayern Innovativ im Rahmen der begleitenden CDR-Fachkonferenz vergeben wird.

Zielsetzung des CDR-Awards und der CDR-Fachkonferenz ist die Sensibilität für das Thema in der Öffentlichkeit und in Unternehmen zu fördern. „Die Verankerung von Corporate Digital Responsibility ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Denn nur wenn wir gemeinsam unternehmerische digitale Verantwortung nachhaltig in der Digitalwirtschaft verankern, werden sich wirklich messbare Effekte einstellen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit der Verleihung des zweiten CDR-Awards die Würdigung entsprechender Initiativen verstetigen“, sagt BVDW-Vizepräsident Dr. Moritz Holzgraefe.

Die prominent besetzte, zwölfköpfige Jury hat 15 Projekte für die Shortlist nominiert, aus der in drei Kategorien jeweils drei Projekte mit CDR-Awards prämiert werden. Im Fokus standen ganzheitliche Ansätze, die sowohl Strategie, transparente Kommunikation als auch eine nachhaltige und messbare Umsetzung beinhalten. Hinzu kommt noch der entscheidende Faktor für den Erfolg von CDR-Initiativen: das Potential und der Impact. Das Gros der eingereichten Projekte erfüllt die genannten Kriterien und zeigt so wertvolle Ansatzpunkte für die Berücksichtigung von CDR im Unternehmensalltag. „Damit macht sich der CDR-Award zu einer unschätzbar wertvollen Initiative, um den Mehrwert von Corporate Digital Responsibility in Zeiten zunehmender Digitalisierung, der Durchdringung des Alltags mit KI sowie dramatischer Umweltprobleme zu verdeutlichen“, sagt Jurymitglied Nadine Nagel (Mitglied des Kuratoriums, Fraunhofer FOKUS).

In der Kategorie „digitale Geschäftsmodelle und Innovationen“ sticht vor allem eines heraus: Der ethische Einsatz von KI. Das Thema stellt uns dank Tools wie ChatGPT sowie dem breitgefächerten Einsatz von Daten vor neue Fragestellungen und Herausforderungen: „Um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken und negative Auswirkungen auf Gesellschaft, Umwelt und Verbraucher zu minimieren, müssen Unternehmen verantwortungsvolle Praktiken im Umgang mit neuen digitalen Technologien entwickeln und umsetzen“, sagt Juror Armand Zorn (Mitglied des Bundestages). Allerdings werden hierzu angesichts der aktuellen Diskussionen um generative KI-Tools allgemeingültige ethische und rechtliche Leitlinien folgen müssen. „Es ist eine Pflichtaufgabe der digitalen Wirtschaft, datengetriebene Modelle verantwortungsvoll und transparent auszurichten“, sagt Jurymitglied Maike Scholz (Deutsche Telekom). In diese Richtung zielt beispielsweise der MDEC – Merck Digital Ethics Check, der es auf die Shortlist geschafft hat. Unbedenklich, jedoch enorm bedeutsam, rechtfertigt sich KI-Einsatz bei Anwendungen für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Scholz: „Gute Ansätze sind innovativ und beruhen auf einem ganzheitlichen Konzept, holen Menschen ab und machen die Welt ein bisschen besser.“ Das trifft auf die nominierte Operation #OceanDetox der Agentur Digitas Pixelpark genauso wie auf das Startup Everwave, das daten- und KI-basiert die Plastikverschmutzung in Gewässern reduziert.

Im Bereich “Verbraucherbelange” hat die Jury CDR-Cases bewertet, die einen Beitrag zur digitalen Bildung leisten oder für Transparenz und Glaubwürdigkeit sorgen. “Wichtig waren uns in der Jury insbesondere Projekte, die menschenzentriert sind und vulnerable Gruppen schützen”, erklärt Pamela Wille (Regierungsdirektorin im Bundesministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz, BMUV). Auf der Shortlist finden sich daher Angebote wie die Informationsplattform “Durchblickt!” der Barmer Versicherung wie auch “FragFinn”, eine digitale Suchmaschine für Kinder.

Mit der dritten Kategorie “Mitarbeitende” würdigt der Preis digitales Engagement, das die Interessen von Beschäftigten bei der digitalen Transformation in Unternehmen einbezieht. “In der zunehmend digitalen Welt ist Verantwortung für Mitarbeitende und deren Arbeitsbedingungen ein lobenswerter und wichtiger Ansatz”, sagt Dr. Verena di Pasquale (stellvertretende Vorsitzende des DGB Bayern). Allerdings bemerkt Di Pasquale auch, dass bei CDR-Projekten häufig die Außenwirkung und Inhalte in den Vordergrund stünden, jedoch die Auswirkungen auf die Betroffenen, sprich für Konsumentinnen und Mitarbeiterinnen, deutlich stärker hervorgehoben werden könnten. Auf der Shortlist finden sich daher Cases wie das CDR-Framework von Grünenthal Pharma für die Mitarbeitenden, die Human-centered Technology Community der Deutschen Telekom sowie das Angebot “fit4internet” vom gleichnamigen Verein zur Steigerung der digitalen Kompetenzen in Österreich.

Wie relevant digitale Verantwortung ist, zeigt die Unterstützung auch aus der Politik, die sich in der wiederholten Schirmherrschaft durch die drei Bayerischen Staatsministerien für Umwelt und Verbraucherschutz, für Familie, Arbeit und Soziales sowie für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zeigt. „Für Unternehmen bietet das Erreichen der Shortlist einen wichtigen Mehrwert in der öffentlichen Wahrnehmung. Gleichzeitig sind ihre Projekte damit Vorbild für andere Unternehmen,“ so Dr. Susan Lindner, Bayern Innovativ, Leiterin Digitalisierung. 

Die komplette Shortlist mit einer Beschreibung der Projekte steht auf www.cdr-award.digital. Die Website enthält auch das Programm der Fachkonferenz bei PwC in München und einen Link zum Ticketshop.

Über den CDR-Award

Der CDR-Award ist der erste Preis in der DACH-Region, der Projekte im Bereich Corporate Digital Responsibility auszeichnet. Zur Premiere im Jahr 2021 hatten Konzerne, mittelständische Unternehmen und Start-ups sowie gemeinnützige Organisationen und Bildungseinrichtungen CDR-Projekte eingereicht. Die drei Erstplatzierten Cases kamen von Adobe, DATEV und Merck. Zu den weiteren Preisträgern zählten unter anderem die Otto Group, der Solaranlagenanbieter Enpal, die Hacker School und die EWE Digital Factory – ein deutliches Zeichen für die Bedeutung des CDR-Awards. Ein Rückblick auf den ersten CDR-Award und alle Projekte der Shortlist findet sich auf der Website des CDR-Awards.

Das CDR-Magazin sprach vor dem Hintergrund der Shortlist mit Dr. Moritz Holzgraefe, Vizepräsident des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) e. V.:

Unternehmen übernehmen zunehmend digitale Verantwortung. Inwiefern ist CDR in der Wirtschaft angekommen?

Die Aufgabe, Corporate Digital Responsibility breit in Unternehmen, in der Zivilgesellschaft und in der Politik zu verankern, ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Nur wenn wir gemeinsam unternehmerische digitale Verantwortung nachhaltig in der Digitalwirtschaft verankern, werden sich wirklich messbare Effekte einstellen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit der Verleihung des zweiten CDR-Awards die Würdigung entsprechender Initiativen verstetigen.

Die Preisverleihung in diesem Jahr belegt, welche Bandbreite die Effekte der 2020 vom BVDW eingeführten eingeführten CDR Building Bloxx mittlerweile haben. Bei den CDR Building Bloxx handelt es sich um ein Framework für Corporate Digital Responsibility (CDR), das Unternehmen bei Strategie und Umsetzung von CDR unterstützen soll. Dies umfasst den freiwilligen Beitrag der Digitalwirtschaft zu einer ethischen und nachhaltigen Entwicklung, zu der wir uns als BVDW ausdrücklich bekennen.

Welche Rolle spielt die Ihrer Einschätzung nach die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, der Zivilgesellschaft und Regierungsbehörden, um CDR-Projekte zu fördern?

Unternehmen, die Zivilgesellschaft und Regierungsbehörden müssen Hand in Hand arbeiten, um eine dauerhafte Etablierung von Corporate Digital Responsibility zu erreichen: Die Privatwirtschaft sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Regulierungsbehörden müssen dort, wo dies nicht funktioniert, einen Rahmen schaffen, der anschließend mit Leben gefüllt wird. Der Zivilgesellschaft kommt als drittes eine besonders wichtige Rolle zu: Denn nur wenn die Gesellschaft entsprechende Entwicklungen einfordert oder am Markt goutiert, führt dies am Ende dazu, dass an CDR kein Unternehmen mehr vorbeikommt. Wir freuen uns, wenn der CDR-Award hier einen Beitrag leistet, um dem Thema noch größere Aufmerksamkeit zuzuführen.

Wie wichtig ist die Transparenz von digitalen Projekten hinsichtlich ihrer Auswirkung auf Gesellschaft und Umwelt? Bzw. welche Art von Informationen können wir von den CDR-Award-Projekten in Bezug auf Transparenz erwarten?

Die Transparenz der Auswirkung digitaler Projekte auf Gesellschaft und Umwelt ist ein erster Schritt, um für das Thema „CDR“ zu sensibilisieren und überhaupt ein Verständnis für manche Themen wie Stromverbrauch durch digitale Aktivitäten zu erzeugen. Ein Unternehmen wie ELECTREEFY, das beim CDR Award eingereicht wurde, ermöglicht die Berechnung des Stromverbrauchs, der durch Websites, Onlineshops, Landingpages & Co. entsteht. Solche Projekte sind es, die dazu beitragen, auf Probleme aufmerksam zu machen und im zweiten Schritt Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Über den CDR-Award

Der CDR-Award ist der erste Preis in der DACH-Region, der Projekte im Bereich Corporate Digital Responsibility auszeichnet. Zur Premiere im Jahr 2021 hatten Konzerne, mittelständische Unternehmen und Start-ups sowie gemeinnützige Organisationen und Bildungseinrichtungen CDR-Projekte eingereicht. Die drei Erstplatzierten Cases kamen von Adobe, DATEV und Merck. Zu den weiteren Preisträgern zählten unter anderem die Otto Group, der Solaranlagenanbieter Enpal, die Hacker School und die EWE Digital Factory – ein deutliches Zeichen für die Bedeutung des CDR-Awards. Ein Rückblick auf den ersten CDR-Award und alle Projekte der Shortlist findet sich auf der Website des CDR-Awards.

Oliver Merx

arbeitet als Managing Consultant Digital Health in München. Als ausgebildeteter Rechtsassessor mit Schwerpunkt Verwaltungsrecht interessiert ihn vor allem das Zusammenspiel von Recht und CDR. Er ist Gründer der 2019 gegründeten CDR-LinkedIn-Gruppe, Autor des CDR-Playbook, Mitgestalter der CDR-Building-Bloxx sowie des internationalen CDR-Manifesto. Seine CDR-Schwerpunkte liegen im Gesundheitswesen, der agilen Gesetzgebung sowie im KI-Kontext.