Cornelia Diethelm, die Organisatorin der Konferenz und Gründerin des Centre for Digital Responsibility, hat in diesem Jahr ein Programm entwickelt, das stärker als in den Vorjahren mit VertreterInnen der DACH-Region besetzt war. Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten zu schaffen, ist eines der Ziele der Shift, um das Bewusstsein für das Thema der digitalen Ethik zu vergrößern und verschiedene Lösungsansätze aufzuzeigen. Dieser Austausch erfolgte nun auch noch stärker länderübergreifend – ein großer Gewinn.
Die Breakout-Sessions waren thematisch sehr vielfältig und boten Einblick in die Arbeit von Unternehmen, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. So wurde beispielsweise von Anna Zeiter, Chief Privacy Officer bei eBay, aufgezeigt wie die Einbettung der digitalen Ethik in ein existierendes Ethics Board vollzogen werden kann. Von ersten Unternehmenserfahrungen im Umgang mit dem Schweizer „Data Fairness Label“ wurde von Christoph Bräunlich, Machine Learning Engineer BSI, berichtet. Lajla Fetic, Researcher and Strategy Consultant, und Niniane Päffgen, Managing Director Swiss Digital Initiative, haben Label aus Vertrauensperspektive (Digital Trust Label) thematisiert. Auch die ReferentInnen der Breakout-Sessions brachten zumeist mindestens zwei verschiedene Länderperspektiven mit.
Beachtenswert war neben der inhaltlichen Breite und Tiefe, der intensive Dialog der TeilnehmerInnen mit den ImpulsgeberInnen. Der Ablauf war bewusst mit Platz für den konstruktiv-kritischen Diskurs gestaltet, der so wichtig ist, um die teilweise noch „jungen“ Themen und Erfahrungen aus ersten Umsetzungen einzuordnen. Der Austausch fand auf sehr hohem und inhaltlich reflektiertem Niveau statt und war so für alle nicht nur eine Bereicherung, sondern sicher auch Ausgangspunkt für Anpassungen, Präzisierungen und auch Umdenken.
Die Shift hat dieses Jahr also wieder gezeigt, wie wichtig es ist, dass der Austausch und die Vernetzung größere Kreise ziehen. Dies wurde auch im Interview von Patrizia Laeri mit Mark Coeckelbergh deutlich. Der Technologiephilosoph der Universität Wien hat unter anderem erläutert, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen von digitaler Ethik betroffen sind. Als größte aktuelle Herausforderungen sieht er etwa die Frage nach der Zuständigkeit von Falschinformationsregulierung oder auch die Kommerzialisierung von Gefühlen durch „Emotional AI“. Dabei betont er stets die hinter diesen Herausforderungen liegende Komplexität, etwa im Zusammenhang mit Menschenrechten und demokratischen Vorgehensweisen.