Unternehmenswerte als Grundlage des CDR-Ansatzes bei Weleda

Einen Zusammenhang zwischen Naturkosmetik und anthroposophischen Arzneimitteln auf der einen sowie digitaler Transformation auf der anderen Seite herzustellen, fällt auf den ersten Blick nicht leicht. Dennoch hat sich das Naturkosmetik- und Pharmaunternehmen Weleda im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen bereits früh mit CDR auseinandergesetzt. Wie kam es dazu, dass Weleda eines der ersten Unternehmen war, das einen digital-ethischen Ansatz verfolgt und bereits seit 2018 ethische Prinzipien für die digitale Transformation etabliert hat? Wir haben bei dem Verantwortlichen für Digitale Transformation, Jakob Wößner, nachgefragt und auch darüber gesprochen, wie die MitarbeiterInnen in der Strategieumsetzung mitgenommen werden.

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Ein erstes Kriterium, um als Organisation in eine Auseinandersetzung mit Corporate Digital Responsibility zu treten, ist das Vorhandensein eines gewissen Grads an digitalem Interesse bzw. die bewusste Entscheidung, sich aktiv digital zu betätigen. Als Unternehmen hat Weleda sich 2018 intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, ob es eine Digitalstrategie benötigt. Die Verantwortlichen wählten in einem nächsten Schritt eine Prozessgestaltung auf Basis eines Fragenansatzes. Insgesamt 52 Fragen, darunter „Wie passt Digitales zu Weleda?“ oder „Wie können wir den Weg für uns gestalten?“, sollte die Digitalstrategie beantworten. Dabei wurden sowohl positive als auch negative Seiten der Digitalisierung berücksichtigt, um vor allem dem Leitbild des Unternehmens, dem Einklang von Mensch und Natur, treu zu bleiben.

Werte und Digitalstrategie im Einklang

Digitale Transformation beinhaltet strukturelle und kulturelle Themen“, sagt Jakob Wößner von Weleda. Eine bewusste Ableitung und Übersetzung der Unternehmensziele und -werte ins Digitale seien daher unabdingbar gewesen, erklärt er die starke Übereinstimmung von Unternehmenswerten und CDR-Ansatz weiter. Die Ergebnisse der Digitalstrategie wie zum Beispiel die „Ethischen Prinzipien für die digitale Transformation“ wurden den MitarbeiterInnen im Rahmen einer sogenannten „Werkstunde“ kommuniziert. Dies ist eine Veranstaltung, bei der MitarbeiterInnen zu bestimmten Themengebieten in Austausch treten.

Auffällig ist die deutliche Verankerung der Unternehmenswerte in den acht „Ethischen Prinzipien für die Digitale Transformation“. Der Mensch und die Natur sind dabei feste Bezugsgrößen, die digitale Achtsamkeit ein wesentliches Leitthema: von der „Entwicklung digitaler Produkte mit positiven Auswirkungen auf Mensch und Natur“ über die „Förderung eines ausgewogenen Verhältnisses zwischen realem und virtuellem Leben“ bis hin zur „Bedürfnis- und Interessensgeleiteten Nutzung von Daten“. Weleda bezieht die MitarbeiterInnen bei Entscheidungs- und Gestaltungsprozessen in der Digitalisierung mit ein und verankert vorbereitende und weiterführende Schulungen in seinen Prinzipien. Darüber hinaus sind nachhaltige Lebenszyklen digitaler Technologien und Ökosysteme Teil der Digitalstrategie, die auch einen zentralen Unternehmenswert widerspiegeln: die Nachhaltigkeit.

Insbesondere die bewusste Entscheidung und Abwägung, welche Prozessschritte einen konkreten Beitrag für Mensch und Natur leisten und daher notwendig sind, habe die MitarbeiterInnen davon überzeugt, sich differenziert mit der Strategie auseinanderzusetzen und zu identifizieren, begründet Wößner. Zudem biete die digitale Transformation neue Weiterbildungsangebote: Durch den Einsatz von Robotern können MitarbeiterInnen die freiwerdende Zeit für (Kreativ-)Projekte einsetzen und somit potenzielle „Schattenseiten“ der Digitalisierung positiv nutzen.

Erste Schritte der internen CDR-Umsetzung

Die acht Prinzipien finden intern bereits Anwendung: Leitlinien sollen dabei helfen, Prozesse nach CDR-Kriterien zu bewerten. So muss beispielsweise bei jeder neuen Projektanmeldung angegeben werden, ob ein Projekt CDR-Relevanz hat. Sollte dies der Fall sein, geht das Projekt in einen Prüfprozess, der auf den Leitlinien aufbaut. Im Anschluss werden Empfehlungen an die jeweiligen Teams ausgesprochen, um den Prozess bestmöglich zu gestalten.

Für die Umsetzung von (internen) CDR-Prozessen ist immer auch eine gewisse Ressourcenausstattung notwendig. Bei einem Unternehmen mit der Größe von Weleda (ca. 2.500 MitarbeiterInnen) muss ein entsprechender Ressourceneinsatz zunächst aufgebaut und etabliert werden. Als nächsten Schritt plant Weleda den Einsatz eines Rats, der sich unter anderem mit Dilemmata bei Handlungsempfehlungen beschäftigen soll.

Interne Verankerung und externer Austausch als Stoßrichtungen für 2021

Für die Zukunft hat sich Weleda wesentliche Ziele für die digital-ethische Transformation gesetzt. Jakob Wößner sieht unter anderem die strukturelle Verbindlichkeit der digitalen Transformation innerhalb des Unternehmens als eine wichtige Stoßrichtung für das neue Jahr an. Seine Tätigkeit als Verantwortlicher für Digitale Transformation sei keine alleinige Zuständigkeit, sondern ein Querschnittsthema, das viel Austausch bedürfe. Eine interne Plattform mit Schnittstellen zu Projektboards und Abteilungen sei bereits entwickelt. Die Maßnahmen der Digitalstrategie müssten im Unternehmen nun mit Verantwortungen, Regelwerken, Kommunikation und Schulungen verankert werden. Diese seien nur erfolgreich, wenn sie unternehmensweit und abteilungsübergreifend angewendet werden, betont Wößner. Sobald die interne Verankerung erfolgt sein wird, möchte das Unternehmen seine CDR-Aktivitäten auch nach außen hin stärker kommunizieren. Ebenfalls nach außen möchte Weleda seine CDR-Positionierung im Jahr 2021 für Impulsanstöße und offenen Austausch nutzen, um die Entwicklung von CDR mit zu begleiten.

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Marie Blachetta

Seit dem 1. Januar 2020 hat Marie Blachetta die Position der Redaktionsleitung für das neue Online-Magazin zum Thema „Corporate Digital Responsibility“ bei der Initiative D21 inne.