KI-Zukunftsstudie unterstreicht Bedeutung von CDR

In der neuen Zukunftsstudie „Leben, Arbeit, Bildung 2035+“, die gemeinsam vom MÜNCHNER KREIS e.V. und der Bertelsmann-Stiftung herausgegeben wurde, werden Entwicklungstendenzen der Zukunft im Kontext der Künstlichen Intelligenz (KI) von ExpertInnen eingeschätzt und speziell mit Blick auf die Bereiche Bildung, Arbeit, Leben bewertet. Um ein gemeinwohlorientiertes Handeln von Unternehmen sicherzustellen, sollen ethische Richtlinien oder Standards für KI gesetzlich verankert werden. In dieser Hinsicht kann man deutliche Schnittpunkte zu Zielen von Corporate Digital Responsibility (CDR) feststellen, die sich insbesondere auf die drei Themenbereiche „Aufklärung und digitale (Weiter-)Bildung“, „Datenschutz und informationelle Selbstbestimmung“, sowie der „Nutzerzentrierung und Anti-Diskriminierungs-Mechanismen“ beziehen.

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Der Fokus der Zukunftsstudie liegt auf dem Einfluss von KI auf die Gesellschaft und Wirtschaft und welche Chancen sich dadurch eröffnen. Mithilfe unterschiedlicher Erhebungs-/Untersuchungs-Methoden und analytischen Auswertungen werden Implikationen für KI-Systeme formuliert, die sicherstellen sollen, dass der Einfluss von KI nicht nur ökonomische Vorteile hat, sondern auch dem Wohle der gesamten Gesellschaft dienen kann, wenn rechtzeitig eine nach vorne gerichtete Debatte über KI-Leitplanken initiiert würde. Im Rahmen der Studie werden 53 Thesen zu den drei zentralen Lebensbereichen („Leben“, „Arbeit“ und „Bildung“) unter KI-Einfluss aufgestellt und bewertet. Darüber hinaus zeigen die Studienergebnisse grundlegende Aspekte von KI auf, z.B. fünf Dimensionen von KI (Sinnstiftung für den Einzelnen, Veränderung menschlicher Beziehungen, Konsens in der Gesellschaft, Beurteilungsprozesse sowie regulatorische Gestaltungsparameter) oder auch welche Eigenschaften zukünftige KI-Technologie im Jahr 2035 aus Sicht der ExpertInnen aufweisen sollten:

Lizenz: Bertelsmann Stiftung/MÜNCHNER KREIS

Bezüglich des ersten Themenbereiches, „Aufklärung und digitale (Weiter-)Bildung“, wird vor allem das Ziel formuliert, ein grundlegendes KI-Verständnis in der Bevölkerung zu etablieren. Dieses „lebenslange Lernen“ im digitalen Kontext sei umsetzbar durch eine institutionelle Aufklärungsstrategie mithilfe geeigneter Medienformate Die Studie sieht aber auch die Unternehmen in der Verantwortung für die digitale Bildung. So müssten diese beispielsweise durch konkrete Weiterbildung ihrer MitarbeiterInnen spezifische digitale Kompetenzen schärfen. Die Förderung solcher Kompetenzen sieht die Studie also als einen Teil der Unternehmensverantwortung. Es sei auch notwendig, für mehr Transparenz zu sorgen, beispielsweise bei den Algorithmen, um unter anderem die inzwischen sehr technikskeptische Einstellung eines großen Teils der Bevölkerung zu überwinden. Außerdem verdeutlicht die Studie, dass der unterschiedliche Zugang der Bildungsschichten zur Digitalisierung auf längere Zeit sehr wahrscheinlich zur Spaltung der Gesellschaft führen würde. Das zeigt erneut, wie wichtig es ist, im Zuge der Digitalisierung für Chancengleichheit zu sorgen.

Beim Thema „Datenschutz“ wird unter anderem die Frage aufgeworfen, wie sich Werte in Bezug auf Datensouveränität zukünftig entwickeln werden und wie diese Entwicklungen zu bewerten wären. Die befragten ExpertInnen kommen dabei mehrheitlich zu der Erkenntnis, dass ein möglicher Verlust der Privatsphäre von Individuen zwar negative gesellschaftliche Auswirkungen hätte, aber positive Konsequenzen für die Wirtschaft hervorbringen könnten. Ähnlich verhält es sich mit einer möglichen Auflösung des Datenschutzes und der Datensouveränität – die ExpertInnen schätzten die Folgen für die Gesellschaft negativ, für die Wirtschaft allerdings eher positiv ein. Unternehmen müssten sich also ihrer gesamtgesellschaftlichen, digitalen Verantwortung bewusst werden und ihre Handlungen – aus Rücksicht auf deren kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen – an der Gesellschaft ausrichten.

Der dritte Themenbereich, der im Zusammenhang mit CDR betrachtet werden kann, ist „Nutzerzentrierung und Anti-Diskriminierungs-Mechanismen“. Als eine der obersten Prioritäten werden die Wertschätzung und Akzeptanz des Menschen und des Menschlichen formuliert, da KI-Technologien dem Wohle der Menschen dienen sollen. Man müsse KI als gesamtgesellschaftliches Gemeingut betrachten, wofür eine Nutzerzentrierung essenziell sei. Unternehmen können etwa von der Möglichkeit Gebrauch machen, Wissen und Informationen in einer KI-beeinflussten Welt zu demokratisieren. Das schließt auch Anti-Bias-Mechanismen ein, um eine Diskriminierung durch KI-Systeme zu verhindern.

„Die beiden wichtigsten Anforderungen an eine zukünftige KI-Technologie sind Transparenz und Gemeinnützigkeit“

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die in der Studie formulierte Notwendigkeit für ethische Gestaltungrichtlinien, die für wertebasierte und nachhaltige KI-Systeme sorgen sollen, sich thematisch mit CDR-Richtlinien überschneiden. Durch die proaktive (gesetzliche) Vorgabe ethischer Richtlinien für KI sollen allerdings gewisse vorgegebene Standards festgesetzt und garantiert werden. Dadurch könne man zum Beispiel auch das Vertrauen technikskeptischer BürgerInnen zurückgewinnen und für digitale Chancengleichheit sorgen, damit die Möglichkeiten der Digitalisierung für alle vollständig nutzbar sind.

Link zum Download der Studie: 
https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/user_upload/2020_Zukunftsstudie_MK_Band_VIII_Publikation.pdf

Marie Blachetta

Seit dem 1. Januar 2020 hat Marie Blachetta die Position der Redaktionsleitung für das neue Online-Magazin zum Thema „Corporate Digital Responsibility“ bei der Initiative D21 inne.

Laura Schilder

Zeitschriftenautor und Assistent ONLINE-MAGAZIN „CORPORATE DIGITAL RESPONSIBILITY“.