„Shift“-Konferenz zur digitalen Ethik: Die Community wächst – nicht nur in der Schweiz

Dieses Jahr fand die Shift, die Schweizer Konferenz zur digitalen Ethik, online statt – und es zeigte sich: Die Community in der DACH-Region vernetzt sich immer mehr und wächst. Insbesondere die thematische Vielfalt der digitalen Ethik ist bei der Shift verdeutlicht worden. Ein inhaltliches Highlight war das Interview mit Prof. Mark Coeckelbergh, Professor für Medien- und Technologiephilosophie am Institut für Philosophie der Universität Wien, das nun auch öffentlich verfügbar ist.

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Cornelia Diethelm, die Organisatorin der Konferenz und Gründerin des Centre for Digital Responsibility, hat in diesem Jahr ein Programm entwickelt, das stärker als in den Vorjahren mit VertreterInnen der DACH-Region besetzt war. Austausch- und Vernetzungsmöglichkeiten zu schaffen, ist eines der Ziele der Shift, um das Bewusstsein für das Thema der digitalen Ethik zu vergrößern und verschiedene Lösungsansätze aufzuzeigen. Dieser Austausch erfolgte nun auch noch stärker länderübergreifend – ein großer Gewinn.

Die Breakout-Sessions waren thematisch sehr vielfältig und boten Einblick in die Arbeit von Unternehmen, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft. So wurde beispielsweise von Anna Zeiter, Chief Privacy Officer bei eBay, aufgezeigt wie die Einbettung der digitalen Ethik in ein existierendes Ethics Board vollzogen werden kann. Von ersten Unternehmenserfahrungen im Umgang mit dem Schweizer „Data Fairness Label“ wurde von Christoph Bräunlich, Machine Learning Engineer BSI, berichtet. Lajla Fetic, Researcher and Strategy Consultant, und Niniane Päffgen, Managing Director Swiss Digital Initiative, haben Label aus Vertrauensperspektive (Digital Trust Label) thematisiert. Auch die ReferentInnen der Breakout-Sessions brachten zumeist mindestens zwei verschiedene Länderperspektiven mit.

Beachtenswert war neben der inhaltlichen Breite und Tiefe, der intensive Dialog der TeilnehmerInnen mit den ImpulsgeberInnen. Der Ablauf war bewusst mit Platz für den konstruktiv-kritischen Diskurs gestaltet, der so wichtig ist, um die teilweise noch „jungen“ Themen und Erfahrungen aus ersten Umsetzungen einzuordnen. Der Austausch fand auf sehr hohem und inhaltlich reflektiertem Niveau statt und war so für alle nicht nur eine Bereicherung, sondern sicher auch Ausgangspunkt für Anpassungen, Präzisierungen und auch Umdenken.

Die Shift hat dieses Jahr also wieder gezeigt, wie wichtig es ist, dass der Austausch und die Vernetzung größere Kreise ziehen. Dies wurde auch im Interview von Patrizia Laeri mit Mark Coeckelbergh deutlich. Der Technologiephilosoph der Universität Wien hat unter anderem erläutert, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen von digitaler Ethik betroffen sind. Als größte aktuelle Herausforderungen sieht er etwa die Frage nach der Zuständigkeit von Falschinformationsregulierung oder auch die Kommerzialisierung von Gefühlen durch „Emotional AI“. Dabei betont er stets die hinter diesen Herausforderungen liegende Komplexität, etwa im Zusammenhang mit Menschenrechten und demokratischen Vorgehensweisen.

Marie Blachetta

Seit dem 1. Januar 2020 hat Marie Blachetta die Position der Redaktionsleitung für das neue Online-Magazin zum Thema „Corporate Digital Responsibility“ bei der Initiative D21 inne.

Jens-Rainer Jänig

Jens-Rainer Jänig ist Diplom-Ökonom und geschäftsführender Gesellschaftler der von ihm 1997 gegründeten Markenagentur und Kommunikationsberatung mc-quadrat in Berlin. mc-quadrat berät branchenübergreifend namhafte Firmen zur Marken- und Unternehmenskommunikation. mc-quadrat ist Mitglied der Initiative D21 Gründungsunternehmen des Charta digitale Vernetzung e.V. und Teil des Unternehmensnetzwerks Berlin Partner.