Gestaltung der CDR mit Software-Unterstützung – das Beispiel der Corona-Warn-App

Konkrete Prozesse und darauf abgestimmte Hilfsmittel zur Gestaltung einzelner Aspekte einer Corporate Digital Responsibility (CDR) existieren bislang kaum. Eines der ersten CDR-Software-Projekte, der Data Process Modeler, wurde nun vor wenigen Wochen eingesetzt, um den transparenten Umgang mit Datenverarbeitungsprozessen am Beispiel der Corona-Warn-App zu visualisieren. Das Beispiel soll Schule machen und auch für andere Anwendungsfälle eingesetzt werden.

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Im Februar 2020 ist das Team rund um Dominik Golle (Zentrum Digitalisierung.Bayern), Frank Esselmann (concern) und Thomas Klute (ingenit) mit dem Ziel gestartet, Unternehmen eine transparente Darstellungsweise ihrer Datenverarbeitungen – als eines Teilaspektes von CDR – mithilfe einer Visualisierungssoftware zu ermöglichen. Dass sich bereits nach kurzer Zeit eine konkrete und bedeutende Anwendungsmöglichkeit für die Software ergeben würde, war zu dem Zeitpunkt noch nicht absehbar. Am Beispiel der Corona-Warn-App hat das Team die erste grafische Visualisierung auf Basis der github Dokumentation veröffentlicht. Das Projekt wird vom Bayrischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.

Corporate Digital Responsibility als zugrundeliegendes Konzept

Mithilfe der transparenten und nachvollziehbaren Visualisierung von Datenverarbeitungsprozessen soll Vertrauen in und Akzeptanz für digitale Produkten und digitale Dienstleistungen gefördert werden. Dazu besteht die Möglichkeit abzubilden, welche Ziele die jeweiligen Datenverarbeitungen verfolgen. Das Software-Projekt des Data Process Modeler legt daher den Fokus auf einen Aspekt von CDR: Transparenz der Datenverarbeitungsprozesse.

Anwendung der Software: Welche Chancen und Herausforderungen gibt es auf Seiten der Unternehmen und der VerbraucherInnen?

Die Software-Veröffentlichung ist für November 2020 geplant. Dann wird die Software Open Source und Unternehmen kostenlos zur Verfügung stehen. Der Einsatz der Software soll für solche Unternehmen, denen die notwendigen Kenntnisse für den Data Process Modeler nicht umfassend zur Verfügung stehen, durch Anwendungsbeispiele und ggf. auch Baustein-Module erleichtert werden.

Inwiefern es auf Seiten der VerbraucherInnen die nötigen Kompetenzen gibt, um eine eigenständige Bewertung der vorliegenden Visualisierung durchzuführen, ist fraglich. Dennoch bietet die Software zum gegenwärtigen Entwicklungsstand die Möglichkeit, die Komplexität solcher Prozesse durch die grafische Visualisierung zu vereinfachen. Zusätzlich kann die Software auch ExpertInnen – beispielsweise aus Daten- oder Verbraucherschutz, aus den Medien und der Zivilgesellschaft – dabei unterstützen, Einschätzungen zu Datenverarbeitungsprozessen vorzunehmen. Diese sind daher auch eine wichtige Zielgruppe der Visualisierungsergebnisse.

Corona-Warn-App als ersten Anwendungsfall

Als erstes Anwendungsbeispiel haben Dominik Golle, Frank Esselman und Thomas Klute die Corona-Warn-App grafisch aufbereitet. Dabei können die verschiedenen Verarbeitungsschritte einzeln nachverfolgt werden. Die Grafik basiert auf einer Matrix, die zum einen darstellt, welche Daten erfasst werden (und welche Daten nicht), und zum anderen drei verschiedene Kategorien des Speicherorts der Daten aufzeigt. Insbesondere vor dem Hintergrund der umfangreichen Diskussion im Vorfeld der App-Veröffentlichung, besteht die Möglichkeit anhand der Kombination dieser Aspekte in der Visualisierung ein Verständnis für die Datenverarbeitungsprozesse der Corona-Warn-App zu erlangen.

Link zu weiterführenden Informationen des Projekts: http://zentrum-digitalisierung.bayern/themenplattform-verbraucherbelange/datenprozesse-cwa/

Marie Blachetta

Seit dem 1. Januar 2020 hat Marie Blachetta die Position der Redaktionsleitung für das neue Online-Magazin zum Thema „Corporate Digital Responsibility“ bei der Initiative D21 inne.